10. Juli 2013

(*rezension*) Stadt der Diebe

 Autor: David Benioff

Originaltitel: City of Thieves

Taschenbuch, 381 Seiten

Verlag: Heyne
Homepage des Verlages:  www.randomhouse.de

Genre: Krimi und Thriller

EUR 9,95 [D], EUR 10,30 [A]

  - - > Leseprobe < - -



Leningrad im Januar 1942: Weil er während der nächtlichen Ausgangssperre die Leiche eines deutsches Soldaten nach Essbarem durchsucht hat, wird der 17-jährige Lew sofort verhaftet - auf Plündern steht die Todesstrafe. Nach endlosen Stunden in einer kargen Gefängniszelle wird er allerdings nicht aufs Schafott, sondern zusammen mit seinem Mithäftling Kolja vor den Geheimdienstchef der Stadt geführt. Der stellt die beiden vor eine schier unlösbare Aufgabe - im Tausch gegen ihr Leben sollen sie innerhalb von sechs Tagen im ausgehungerten Leningrad zwölf Eier für die Hochzeitstorte seiner Tochter auftreiben. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...

  
"Eier?" Timofei betrachtete uns, dann Goldstück, dann wieder uns. Er schien das für einen Witz zu halten. "Keiner traut unserem Goldstück etwas zu.", fuhr Kolja fort, "aber ich glaube, die schafft das. Kennst du dich mit Hühnern aus? Meinst du, dass sie bist Donnerstag ein Dutzend Eier legt?
 (Seite 141)


Kolja und Lew lernen sich im städtischen Gefängnis kennen. Kolja, ein Deserteur der russischen Armee und Lew, der dabei erwischt wurde, wie er einen toten deutschen Soldaten durchsucht. Zu Zeiten des zweiten Weltkrieges Verbrechen, die sofort mit der Todesstrafe bestraft werden. Doch beide erhalten die einmalige Chance genau diesem Schicksal zu entrinnen, wenn sie dem russischen Geheimdienstchef ein Dutzend Eier für die Hochzeitstorte seiner Tochter besorgen können...Doch die Aufgabe scheint unmöglich, denn die Stadt ist abgeriegelt; die meisten Menschen haben Leningrad verlassen und die, die geblieben sind, hungern...

Meiner Meinung nach gehört dieser Roman definitiv zu denen "mit Tiefgang". Ich kann mich sehr gut erinnern, dass ich ganz locker und entspannt mit einer Chipstüte dieses Buch gelesen habe und mir wirklich sehr schnell der Appetit vergangen ist, als die genauen Lebensumstände in Piters, so wie Leningrad damals von seinen Bürgern genannt wurde, beschrieben wurde und natürlich auch beschrieben wurde, wie sehr die Menschen gehungert haben und was sie nicht alles gegessen haben, um zu überleben. Und nicht nur das, sondern auch der Bezug zur Historie, dem Zweiten Weltkrieg, lässt sich nicht ausblenden. Während des Lesens habe ich mich wirklich sehr oft gefragt, ob und inwiefern die Fakten und Informationen zu Leningrad und rund um den Zweiten Weltkrieg in diesem Buch wahr sind, und ich konnte in einem Interview mit David Benioff einiges zu seiner Recherche zu diesem Buch lesen, sodass man wohl davon ausgehen kann, dass seine Geschichte Wahres wiedergibt. Was ich allerdings nicht herausfinden konnte, ist, ob dieses Buch (zumindest teilweise) autobiografisch ist; also möglicherweise die Geschichte seiner Großeltern erzählen könnte.

Insgesamt wird die doch sehr traurige und ernste Geschichte fast schon schlicht dargestellt und einfach "erzählt", ohne dass sich der Schriftsteller durch Aufbauschen von Worten oder detailliertes Beschreiben von Dingen oder Situationen bedienen muss, um Schreckliches oder Grausames zu be- oder umschreiben. Hier lässt er einfach nur die Worte wirken, sodass der Leser mit seiner eigenen Fantasie und Vorstellungskraft entscheiden kann, wie detailliert er sich dies vorstellen möchte. Dennoch findet man eine angenehme Portion Humor in diesem Roman, der besonders die beiden Hauptcharaktere Lev und Kolja menschlich und sehr realistisch erscheinen lässt. Außerdem wird man als Leser mit diesem Roman Zeuge einer Freundschaft zwischen zwei jungen Männern, die sich unter besonderen Umständen kennen lernen und aufeinander angewiesen sind, die anfangs unterschiedlich erscheinen, aber gar nicht so unterschiedlich sind und dessen Freundschaft vor allem davon geprägt ist, dass einer dem anderen hilft, das einander akzeptiert wird und man aus dem anderen letztendlich wie aus einem offenen Buch lesen kann. 


Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil es ein wirklich schöner Roman ist, der dem Leser ein bisschen mehr Substanz und Tiefgang bietet; nicht nur wegen dem historischen Bezug, sondern viel mehr weil es hier um Freundschaft geht. Ein Buch, das - wie ich finde - sich definitiv auch als Geschenk eignet!


2 Kommentare:

  1. Sehr schöne Rezension! Für mich ist das eines der schönsten Bücher der letzten Jahre. Hab auch was darüber auf meinem Blog geschrieben. Vielleicht magst du mal einen Blick drauf werfen:
    https://booksinanutshell.wordpress.com/
    LG Core

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Core!
      Freut mich, dass dir Rezension gefällt! Gerne schaue ich auch mal bei deinem Blog vorbei!

      Viele Grüße

      Löschen